Eines Tages in der Tagespflege unserer Kollegin Anja Gerlich in Braunschweig:
Die kleine Elisa, 18 Monate alt, kommt zur ihr und zeigt schon an der Eingangstür, dass sie ANGST hätte. "Ja, was ist passiert? Was macht dir denn Angst?" Da geht die kleine Maus ans Fenster und zeigt das Zeichen für VOGEL. Anja ist sehr verwundert. Die Wiese und das Feld vor dem Haus sind eigentlich spannende Beobachtungsorte für die Kleinsten. Auch jetzt sind wieder zahlreiche Vögel zu entdecken, die nach Würmern und Käfern suchen. Elisa bleibt dabei, sie hat ANGST. "Du hast Angst. Ich bin da, ich pass auf und wir lassen heute das Fenster zu!"
Elisa ist beruhigt. Anja hat zumindest verstanden, dass ihr heute die Vögel irgendwie unheimlich sind. Die Angst erst einmal einfach anzuerkennen ist schon die Hälfte der Miete um mit diesem (und auch anderen) Gefühlen umzugehen.
Danach geht erstmal alles seinen gewohnten Gang in der Tagespflege; Frühstück, Spielzeit, Mittag. Am Nachmittag wird immer viel gesungen. Gerade sind Kniereiter der Hit, egal ob als tickende Uhr, ruckelnde Kutsche oder mit dem Pferdchen:
"Hoppe hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er,
fällt er in den Graben fressen ihn die RABEN..."
Da kommt die Erleuchtung! Auf dem Feld vor dem Haus gibt es auch die großen schwarzen RABEN. Elisa hat Angst vor den Raben! Sie könnte wohl von ihnen gefressen werden! Ohje...
Seitdem wird in der Tagespflege bei Anja immer gesungen:
"Hoppe hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er,
fällt er in den Graben kommt der KRANKENWAGEN,
fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps!"
Wie erstaunlich es doch ist, welche Rückschlüsse und Zusammenhänge schon unsere kleinen Zwerge herstellen. Und wie wertvoll ist es, dass wir durch die Gebärden schon in dieser frühen Zeit Einblick in die Gedankenwelt der Kleinsten bekommen!